Leon ist da

Heckrinder als Landschaftsgärtner

Die Heckrinder bei Schneeren

Heckrinder helfen botanische Eindringlinge zurückzudrängen.

DieTiere, Abbildzüchtungen des 1627 ausgestorbenen Auerochsen, versehen auf ihrer Weide bei Schneeren einen wichtigen Job. Sonja Papenfuß, Leiterin des Fachbereichs Umwelt der Region Hannover: "Die Heckrinder tragen als ‚Landschaftsgärtner‘ zur Pflege des Grünlandes im Naturschutzgebiet Totes Moor bei. Sie helfen uns dabei, unerwünschte botanische Eindringlinge zurückzudrängen."

Mutter Delia und Kälbchen Leon

Beweidungsprojekt erfolgreich – SpäteTraubenkirsche auf dem Rückzug

Im vergangenen Jahr haben die Heckrinder mit der Pflege ihrer neuen Heimat im Naturschutzgebiet Totes Moor begonnen und haben dabei ganze Arbeit geleistet. "Die Weiden sind jetzt offen und werden zahlreichen Pflanzenarten und Insekten Lebensraum bieten", freut sich Projektleiter Jörg Schneider vom Team Naturschutz: "Unsere Hoffnungen insbesondere auf ein Zurückdrängen der Späten Traubenkirsche haben sich voll erfüllt. Die Tiere haben erkennbar Geschmack an den Blättern und Zweigen dieser gebietsfremden Art gefunden."  Die ansonsten arbeitsintensiv und teuer in Handarbeit entfernt werden müsste. Die heimischen Gehölze verschmähen die Heckrinder hingegen.

Traubenkirschen bei Schneeren – die Spätblühende Traubenkirsche stammt aus Nordamerika. In Europa zählt sie zu den problematischen Neophyten.

Die ganzjährige Beweidung ist ein gemeinsames Projekt der Region Hannover mit der Serengeti-Park Stiftung und wird wissenschaftlich begleitet. Da das Projekt so gut verläuft, sollendie Heckrinder weitere Flächen pflegen – im Dienste der Artenvielfalt.

Hintergrund

Wie in ganz Norddeutschland breitet sich die Späte Traubenkirsche (Prunus serotina) auch im neuen Naturschutzgebiet Totes Moor aus. Diese aus Nordamerika eingeschleppte Pflanzenart bildet sehr dichte Bestände. Gerade in Naturschutzgebieten wie dem Toten Moor, die Rückzugsräume für viele bedrohte Arten sind, ist das auch als "Waldpest" bekannte Rosengewächs eine existentielle Bedrohung für die heimische Artenvielfalt.

Mutter Delia und Kälbchen Leon

Dies war der Anlass für das 2015 von der Region Hannover und der Serengeti-Park Stiftung gestartete Projekt: Beide Aufgaben, die Pflege der Grünländer sowie die Bekämpfung der Späten Traubenkirsche durch Verbiss sollen in einem Teil des Naturschutzgebietes Totes Moor durch Heckrinder erfolgen. Die durchschnittlich 500 bis 800 Kilogramm schweren Pflanzenfresser sind besonders geeignet für eine Beweidung auch in den Wintermonaten, da sie sehr robust und genügsam sind. In artgerechter Haltung vertragen sie Kälte und Schnee sehr gut.

Die Flächen des Beweidungsprojektes wurden von der Region Hannover erworben. Im Juni 2016 Jahres zogen dann drei Kühe und zwei Kälber auf die Flächen. Kurz danach folgte Bulle Ludger aus der Oranienbaumer Heide. Die Betreuung der Tiere hat der Schneerener Landwirt Stephan Ruhnow-Thieße übernommen, der durch seinen Bison- und Milchkuhbetrieb Erfahrung mit Großtieren besitzt.

Der Nordrand des Naturschutzgebietes Totes Moor ist vom Übergang des Hochmoores in die höher liegende Sandgeest mit eingestreuten landwirtschaftlichen Nutzflächen geprägt. Der Erhalt dieses vielfältigen und besonders artenreichen Lebensraumes erfordert eine  Pflege, insbesondere die der Grünlandflächen. Neben der maschinellen Bearbeitung bietet sich extensive Beweidung für den Erhalt einer abwechslungsreichen und kleinräumigen Offenlandschaft an, in der möglichst viele Arten einen Lebensraum finden.

Ehemalige Ackerflächen wurden mit einer artenreichen heimischen Saatgutmischung eingesät und eingezäunt. Dort sind die Heckrinder nun aktiv.

(Veröffentlicht: 19. Mai 2017, aktualisiert: 01/2020)