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Steinhuder Kastenmangel
Versteckt im alten Ortskern befindet sich die Steinhuder Kastenmangel im Hinterhof des Geschäftshauses „Graf-Wilhelm-Straße 10“, besser zu erreichen von der Straße „Am Knick“ – gegenüber dem Schmetterlingsmuseum. Es handelt sich hierbei um einen über 160 Jahre alten Industriebetrieb, der eng mit der Steinhuder Leinenindustrie verknüpft ist.
1855 errichtete der Kaufmann Wilhelm Bretthauer in einem eigenen Gebäude zusammen mit seinem Gesellen Karl Reinhard aus Hagenburg die erste von drei großen Leinenkaltmangeln in Steinhude.
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Das Gebäude mit allen Einrichtungen wurde 1998 von Gisela und Wilhelm Bredthauer unter der Anleitung des Architekten Manfred Röver saniert und an Hand von Archivbildern in den Originalzustand von 1930 versetzt. Kernstück der Anlage ist ein großer Mangelkasten, gefüllt mit ca. 12 Tonnen Findlingssteinen. Dieser Kasten wurde anfangs von einem Ochsen im Göpel bewegt. Zum 75-jährigen Jubiläum 1930 wurde ein Elektromotor eingebaut, mit dem die Anlage noch heute betreiben werden kann. Weitere Gegenstände in dem inzwischen zum Industriedenkmal erklärten Mangelgebäude sind ein motorgetriebener Wickelstuhl, ein großer Legetisch, zwei Pressen und eine Einsprengmaschine.
Die Steinhuder Kastenmangel ist die größte und einzige betriebsbereite Anlage ihrer Art in Europa. Es gibt noch drei weitere fest eingebaute gleichartige Anlagen im Deutschen Museum in München, in Haslach in Österreich und in Horred in Schweden.
Die Kastenmangel diente dazu, fein gewebtes Leinen so zu glätten, dass es anschließend verkauft werden konnte. Das Leinen wurde dazu zunächst mit der Hand, später mit einer Einsprengmaschine mit Wasser besprengt und über Nacht liegengelassen. Am nächsten Tag wurde es am Wickelstuhl um eine Holzrolle gewickelt und anschließend mit einem Schutztuch versehen. Die Rolle mit dem Leinen kam unter den Mangelkasten. Dieser wurde abgesengt und mehrfach über die Rolle bewegt. Das Leinen wurde am Wickelstuhl noch einmal umgewickelt und danach der Mangelvorgang wiederholt.
Der durch Steine beschwerte Kasten hat ein Gewicht von 12 Tonnen und verformt das aufgewickelte Leinen von einem Kreis zu einem Oval. Beim Rollen wird das Leinen durch das Gewicht des Kastens gepresst und zusätzlich leicht aneinander gerieben und erhält so einen seidigen Glanz.
Handelte es sich bei dem gemangelten Leinen um lange Stoffbahnen (Stückgut), wurden diese wieder in die Weberei zum Schneiden und Säumen gebracht. Waren es bereits fertige Tischtücher, die geglättet wurden, mussten diese nach dem Mangeln auf dem Legetisch kartongerecht zusammengefaltet werden. Anschließend kamen sie zwischen Pappen und Brettern gelegt unter eine Presse. Danach war das Leinen versandfertig.
Fritz Thiele – genannt „Mangelfritz“ – arbeitete von 1857 bis 1930 als Leinenmangler in dem Betrieb (73 Jahre!). Die Tätigkeit des Leinenmanglers gab es bis 1963 als Hauptberuf. Kunden des kleinen Betriebes waren nahezu alle Webereien in Steinhude. Zusätzlich wurde die Tischwäsche für Hotels, den Fürstenhof in Bückeburg aber auch für Privathaushalte gemangelt.
Die Steinhuder Kastenmangel ist ein europaweit einmaliges Industriedenkmal, das im Rahmen von Ortsführungen der SMT in Steinhude besichtigt werden kann. An jedem 2. Sonntag im September – dem Europäischen Denkmaltag – demonstriert Familie Bredthauer den Betrieb.
Anschrift / Anreise
Kastenmangel Steinhude
Am Knick 8
31515 Wunstorf
Tipp: dem Schmetterlingsmuseum gegenüber
Kontakt
Familie Bredthauer
Lütjen Deile 67
31515 Wunstorf
Telefon: 05033 911097
E-Mail: info@kastenmangel.de
Webseite: kastenmangel.de
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